Zum zweiten Mal nach 2010 stand eine Weihnachtscruise auf dem Programm - es war meine zwölfte Cruise, davon war ich elf Mal auf der Magic und ein Mal auf der Fantasy.
Gebucht hatte ich am 04.10.2012 - Normaltarif, keine Rabatte. - Am 25.12. ging es dann auf eine ausgesprochen kurze Anreise nach Kiel, da ich den Heiligen Abend rund 30km von Kiel entfernt verbracht hatte.
Allerdings war ein Stück der Anreise doch sehr gefährlich: Der ausgeschilderte Weg zur Fähre strotzt nach dem Abzweiger von der B76 zum Norwegenkai vor Schlaglöchern.
Am Ostufer regnet es. Vor mir ein Auto mit Ziel Parkplatz, hinter mir auch noch mindestens ein Auto. Die Wachleute sitzen in ihrem Kabuff (wie geschrieben: es regnet) und winken, auf den Parkplatz zu fahren. Ich suche mir gleich einen Parkplatz, bei dem ich mir sicher bin, dass ich nicht vollständig zugeparkt werden kann - aber die Auswahl ist schon richtig groß. Dann stapfe ich zu den Parkwächtern, die sich mittlerweile aus ihrem Kabuff nach draußen in den Regen begeben haben, denn nun trifft ein Auto nach dem anderen ein.
Wie geschrieben - es ist der 25.12. Und vor noch gar nicht so langer Zeit war die traditionelle Begrüßungsformel für diesen Tag zumindest in meiner Heimat in der Nähe von Kiel "Frohe Weihnachten". Doch die Zeiten haben sich anscheinend geändert, denn die Parkplatzwächterin begrüßt mich mit Alltagsnorddeutsch: "Sie sollten ja hier vorne anhalten, aber Sie haben ja nicht gehört!" - Die klassische norddeutsche Antwort wäre: "Ja, früher aufstehen!" oder auch "Dann müssen Sie früher aus dem Kabuff kommen ...", doch ich habe keine Lust auf Diskussion und bezahle einfach nur die Parkgebühr - aktueller Preis: 24 Euro für zwei Tage.
Nachdem der Zettel im Auto liegt und ich meine Sachen, die mit an Bord sollten, aus dem Kofferraum geholt habe, gehe ich zum Terminal. Nicht ohne eine junge Frau beim Fotografieren des Schiffes zu stören, was mir die Bezeichnung "Fotocrasher" einbringt. Ja, die Magic ist riesig, wenn man auf dem Parkplatz vor ihr steht. Und das ist meiner Meinung nach trotzdem kein Grund, sich beim Fotografieren so aufzustellen, dass niemand, ohne das Foto zu crashen, vom Parkplatz gehen kann.
Der Weg führt mich am Schiff entlang zum Terminal - der Weg unter der Gangway gibt etwas Schutz vorm Regen. Im Terminal selbst gibt es einen Check-In-Schalter für 5-Sterne-Reisende und Color-Club-Mitglieder. Für einen Stau sorgt dort die Tatsache, dass Ausweise aller Reisenden kontrolliert werden. Da müssen doch Eincheckende immer noch schnell laufen und die anderen Ausweise holen. - Dann bin ich an der Reihe. Ich grüße mit "Frohe Weihnachten", fange mir aber einen erstaunten Blick ein. Okay, passiert mir nie wieder, ich habe jetzt gelernt, dass der Gruß "Frohe Weihnachten" am 1. Weihnachtstag zumindest in Kiel nicht mehr en vogue ist.
Ich erhalte die Bordkarte mit der Kabine 11-312 + freue mich, denn die Kabine hatte ich schon häufiger. Der Schiffsguide ist dieses Mal ein Ship's Guide, aber egal, ich kenne das Schiff ja mittlerweile.
Nach dem Check-In geht's in die Lounge. Dort dürfen dieses Mal nur Reisende der 5-Sterne-Kabinen Platz nehmen. Den Color Club Mitgliedern wird beschieden: "Wir haben keinen Platz, denn wir haben 50 fünf-Sterne-Reisende, da ist die Lounge voll." Dafür haben die Club Mitglieder aber beim Check-In einen Gutschein erhalten (für was auch immer).
Early Boarding - dieses Mal um 12:50 Uhr. Ich gehe an Bord, fahre mit dem Fahrstuhl auf Deck 11, gehe zu meiner Kabine, öffne sie - und sehe mich einer Frau mit Kind gegenüber, die schon in der Kabine sind. Seit dem 23.12. bereits, wie die Frau mir erklärt. Da die Color Line am 23.12. nur noch One-Way-Fahrten nach Deutschland angeboten hat, müssen es entweder Crew oder Angehörige der Crew gewesen sein, die bereits seit dem 23.12. in der Kabine hausen. (Hat schon mal jemand bemerkt, dass an manchen Kabinen beim Einschiffen in Deutschland das "Do not disturb" Schild hängt? Bisher dachte ich immer, dass da norwegische Passagiere ausschlafen. Nach dieser Erfahrung denke ich aber, dass es Angehörige der Crew sind, die solche Kabinen bewohnen.)
Ich muss also sehen, dass ich eine andere Kabine bekomme. Ich gehe zur Rezeption - und sehe davor einen Mann mit vier Streifen am Ärmel stehen. Weiß hinterlegt, also Passagierabteilung. Vier Streifen ist immer gut, denke ich mir, aber der Herr ist nicht dazu da, mein Problem zu lösen, und verweist mich an die Rezeption. Da muss der gute Mensch, der nun mein Anliegen zu bearbeiten hat, gefühlte 10 Minuten telefonieren, bis er eine freie Kabine für mich findet. 10-112 soll es werden. Dumm nur: Die Kabine ist an Steuerbord. Und das will ich nicht. Aber es gibt keine andere freie 5-Sterne-Kabine. Nun will ich gar nicht mehr fahren - und mein Geld zurück. Dafür muss ich an Land gehen. Also gehe ich den Weg zurück zum Terminal und da zum Check-In. Nach einer Diskussion im Hinterzimmer klare Ansage: Wenn ich nicht fahre, wird das als Storno am Abreisetag gewertet. Ob ich dann mein Geld wieder bekomme, wird im Backoffice entschieden, und die Entscheider sind erst im neuen Jahr wieder da.
Also fahre ich doch mit, denn ich habe keine Lust, das Jahr mit einem Rechtsstreit zu beginnen. Ich überlege mir außerdem: Da die Lage der Kabine nicht Bestandteil des Vertrags ist, gehe ich davon aus, dass der potenzielle Rechtsstreit sehr zäh werden könnte und ich am Ende auf die Kulanz der Reederei hoffen muss. Kulant ist die Color Line laut Internetmeldungen, wenn unberechtigte Gutschein-Einlöser fahren wollen, aber was ist im umgekehrten Fall? Betriebswirtschaftlich ist es sinnvoll, lieber Leute, die unbedingt mitwollen aber eigentlich nicht fahren sollten, fahren zu lassen als Leute, die nicht mehr wollen, so einfach aus dem Vertrag zu lassen und denen den Fahrpreis zu erstatten.
Also gehe ich wieder an Bord und bin gespannt, wen ich dieses Mal in der Kabine finde - aber diese Kabine ist leer. Dafür riecht es darin nach Imbiss (Pommes-Fett); ob da jemand die Kabine noch kurzfristig räumen musste? Denn der Geruch verfliegt im Laufe des Nachmittags und kommt nicht wieder. Weitere Mängel in der Kabine (5-Sterne-Kabine): Schimmel in einer Ecke im Bad, die Duschtür schließt nicht richtig, und in regelmäßigen Abständen kommt ein klackendes Geräusch aus dem Deckenbereich, so wie früher, als es Wählscheibentelefone gab und man nach dem Wählen am Apparat noch die Wählgeräusche im Amt hörte - nur eben alles etwas lauter, gelegentlich abgelöst von Momenten der Stille.
Zum Auslaufen gehe ich an Deck, wie immer ist der Flaggenstock am Heck mein Platz. Da es regnet, ist der Platz auch nicht gefragt. Ich schaue beim Auslaufen zu, gehe aber früh unter Deck, weil es mir einfach zu nass draußen ist. Dann zur Tapas Bar - Meat Balls haben sie nicht. Ich substituiere mit Chicken Wings, aber diese Tiere wurden eindeutig zu früh geschlachtet - mehr Knorpel als irgendwas sonst, und die Haut labberig statt kross - sowas ist absolut nicht mein Fall ... Vorher hatte ich den Weihnachtsbaum im Zugang zum a la carte Restaurant fotografiert und dann schnell meine Weihnachtsgrüße gesmst, solange ich noch im deutschen Mobilfunknetz bin ... es waren Weihnachtsgrüße "von der Color Magic" - als mir die Doppeldeutigkeit aufgefallen ist, habe ich meinen Text angepasst
Wir waren auf der Kieler Bucht, als mich eine SMS erreichte: "Wo seid Ihr denn? Ich kann Euch bei marinetraffic gar nicht sehen ..." Meine Antwort: "Wir schwimmen aber noch!" Da alles grau in grau war, war eine Ortsbestimmung schon schwierig, aber wir waren irgendwo auf der Kieler Bucht.
Zur Durchfahrt unter der Großen Belt Brücke bin ich wieder an Deck. Dabei sehe ich die hübsche Weihnachtsbeleuchtung an Deck. Die Brücke aber liegt im Dunst, und es ist unangenehm nass-kalt. Schnell gehe ich wieder unter Deck. Und dann gehe ich shoppen. Das Color Line Schiffsmodell für mein Patenkind, und für mich etwas aus dem Perfume & Cosmetic Shop ... Dieses Mal macht's viel Spaß, denn es läuft gerade die "20% auf alles" Aktion. Und dann rechnet es sich für mich schon, denn auf dem Schiff habe ich Zeit, die mir an Land oft fehlt. Außerdem entfällt die Parkplatzsuche und die Parkgebühr, da lege ich dieses Mal also nichts drauf. Zudem gibt es diese Weihnachtspacks noch, wo man z. B. für 439 NOKs ein Parfüm mit Duschgel und Body Lotion bekommt, während das Parfüm solo 429 NOKs kostet.
Die Einkäufe zurück gebracht, dann einen Termin für Wellness-Anwendungen gemacht und dann geht's in die Pizzeria - das a la carte Restaurant habe ich dieses Mal nicht besucht, ich wollte mal was anderes ausprobieren. Die Pizza sieht selbstgemacht aus, zumindest ist der Boden nicht kreisrund. Für Unterhaltung sorgt Paul, der einfach nicht bei seiner Mutter auf der Promenade bleiben will.
Ich ziehe mich nach dem Essen auf meine Kabine zurück und gebe mich meiner Lieblingsbeschäftigung hin, wenn ich in Hotels oder auf Schiffen übernachte: Exzessiv fernsehen! Die Auswahl ist beschränkt, doch da die Norweger englische Filme nur untertiteln, ist doch einiges im Angebot.
Die Nacht wird sehr unruhig für mich, denn immer, wenn ich gerade am Einschlafen bin, schrecke ich wieder hoch, weil dieses Wählscheibengeräusch wieder einsetzt. Aber irgendwann muss ich doch eingeschlafen sein, denn ich werde von einer SMS geweckt. Auf die Weihnachtsgrüße "von der Color Magic" erhalte ich Weihnachtsgrüße vom Zwergkaninchen Doch noch ist es zu früh zum Aufstehen, also drehe ich mich um, bis der Wecker klingelt. Spätes Aufstehen ist angesagt, denn ich will spät zum Frühstück. Als ich rausschaue, sehe ich nichts - keine Lichter vom Oslofjord, gar nichts.
Ich dusche und ärgere mich - denn die Dusche hält die Temperatur nicht. Die Temperaturrange reicht von eiskalt bis siedend heiß wieder hin zu eiskalt alles innerhalb von ein bis zwei Minuten - Wechseldusche ist dieses Mal also inklusive.
Gegen 9:15 Uhr bin ich im Observation Club zum Frühstück - und ich sehe immer noch nichts. Der Oslofjord liegt im dichten Nebel.
Wir legen im Schneegriesel an, der Holmenkollen ist weder zu sehen noch zu erahnen, ich bleibe auf dem Schiff und mache einige Rundgänge auf dem Deck. Schade, dass die Color Magic nicht die Möglichkeit bietet, eine komplette Runde außen auf dem Schiff zurückzulegen.
Der Schneefall nimmt zu, hört dann aber zum Ablegen auf - allerdings haben sich nun doch einige Zentimeter Schnee auf dem Deck angesammelt. Der Holmenkollen ist immer noch nicht zu sehen. Ich bin beim Auslaufen wieder draußen an Deck und sehe erste kleine Eisschollen im Wasser.
Um 15 Uhr habe ich meinen Wellness-Termin. Es ist neblig, es wird schon dunkel - da verpasse ich also nichts vom Fjord. In regelmäßigen Abstand dröhnt das Schiffshorn mit ein Mal lang (= "Achtung"). Ich merke aber auch, wie sich im Laufe der Wellness-Anwendung die Schiffsbewegungen verändern - wir nähern uns dem Skagerrak. Dort verschwindet der Nebel, aber der Wind nimmt zu. Ich hatte Vorhersagen von 1 bis 2 Meter Wellenhöhe für Skagerrak und Kattegat im Internet gesehen. An Bord hatte ich aber schon von 3-4 Metern gehört. Ich selbst kann die Wellenhöhe schlecht schätzen, doch sie reicht, um die Passagiere beim Gehen schon mal dahin zu schicken, wohin sie eigentlich nicht gehen wollen ... Also, es ist Bewegung im Schiff - und es ist herrlich, nach der Wellnessbehandlung auf dem Bett zu liegen und die Bewegungen des Schiffes zu spüren; ein ganz sanftes Schaukeln ... Gelegentlich gibt es auch einen lauten Schlag, der das Schiff erzittern lässt - Seegang eben!
Ich gehe abends noch mal einkaufen und bemerke dabei, dass auch das Kattegat noch für Bewegung im Schiff sorgen kann. Wie schon geschrieben: Viel war's nicht, aber man merkt, dass man auf See ist, und so soll's ja auch sein. - Gut gefällt mir die Beratung im Perfume & Cosmetics Shop. Ein weiterer Pluspunkt für den Einkauf an Bord.
Gespeist habe ich in der Sports & Burger Bar und später dann noch einen Snack im Oriental Café eingenommen ... Und dann wieder fernsehen! Wenn ich nicht unterwegs bin, fehlt mir einfach die Zeit dafür. Aber am 2. Weihnachtstag ist das Fernsehprogramm nach meinem Geschmack nicht besser als am 1. Weihnachtstag ... Downton Abbey im norwegischen Fernsehen (englisch mit norwegischen Untertiteln) ist abends noch das beste Angebot. Wer braucht schon Traumschiff, wenn man auf der Color Magic fährt?
Am 27.12. ist dann frühes Aufstehen und frühes Frühstück angesagt. Und erneut fällt mir auf, dass mit der Aufzugssteuerung irgendwas nicht passt. Denn so lange habe ich sonst nie auf Fahrstühle warten müssen (das war schon während der ganzen Reise so), und ich kann mir nicht vorstellen, dass jedes Mal irgendwelche Leute in den offenen Türen stehen und die Fahrstühle blockieren.
Ich will dieses Mal früh von Bord. Leider ist der Seitenausgang vorne verschlossen, also stelle ich mich innen an. Kleine Notiz am Rande: Das Namensschild beim Chief Engineer fehlt - war der etwa gar nicht mit an Bord? Oder ist sein Namensschild abhanden gekommen?
Ich bin wie gewünscht früh vom Schiff herunter - um 10:10 Uhr bin ich wieder im Auto und mache mich auf den Weg zur Arbeit.
Vor mir fährt ein Norweger ... Der erste Eindruck, den er von Kiel bekommt: Ein Teilstück zur Autobahn ist eine einzige Schlaglochpiste! Ganz ehrlich: Für eine Landeshauptstadt ist das keine gute Visitenkarte!
Die Color Magic ist schon länger im Rückspiegel verschwunden, und meine zwölfte Minicruise ist nun auch Geschichte.
Gebucht hatte ich am 04.10.2012 - Normaltarif, keine Rabatte. - Am 25.12. ging es dann auf eine ausgesprochen kurze Anreise nach Kiel, da ich den Heiligen Abend rund 30km von Kiel entfernt verbracht hatte.
Allerdings war ein Stück der Anreise doch sehr gefährlich: Der ausgeschilderte Weg zur Fähre strotzt nach dem Abzweiger von der B76 zum Norwegenkai vor Schlaglöchern.
Am Ostufer regnet es. Vor mir ein Auto mit Ziel Parkplatz, hinter mir auch noch mindestens ein Auto. Die Wachleute sitzen in ihrem Kabuff (wie geschrieben: es regnet) und winken, auf den Parkplatz zu fahren. Ich suche mir gleich einen Parkplatz, bei dem ich mir sicher bin, dass ich nicht vollständig zugeparkt werden kann - aber die Auswahl ist schon richtig groß. Dann stapfe ich zu den Parkwächtern, die sich mittlerweile aus ihrem Kabuff nach draußen in den Regen begeben haben, denn nun trifft ein Auto nach dem anderen ein.
Wie geschrieben - es ist der 25.12. Und vor noch gar nicht so langer Zeit war die traditionelle Begrüßungsformel für diesen Tag zumindest in meiner Heimat in der Nähe von Kiel "Frohe Weihnachten". Doch die Zeiten haben sich anscheinend geändert, denn die Parkplatzwächterin begrüßt mich mit Alltagsnorddeutsch: "Sie sollten ja hier vorne anhalten, aber Sie haben ja nicht gehört!" - Die klassische norddeutsche Antwort wäre: "Ja, früher aufstehen!" oder auch "Dann müssen Sie früher aus dem Kabuff kommen ...", doch ich habe keine Lust auf Diskussion und bezahle einfach nur die Parkgebühr - aktueller Preis: 24 Euro für zwei Tage.
Nachdem der Zettel im Auto liegt und ich meine Sachen, die mit an Bord sollten, aus dem Kofferraum geholt habe, gehe ich zum Terminal. Nicht ohne eine junge Frau beim Fotografieren des Schiffes zu stören, was mir die Bezeichnung "Fotocrasher" einbringt. Ja, die Magic ist riesig, wenn man auf dem Parkplatz vor ihr steht. Und das ist meiner Meinung nach trotzdem kein Grund, sich beim Fotografieren so aufzustellen, dass niemand, ohne das Foto zu crashen, vom Parkplatz gehen kann.
Der Weg führt mich am Schiff entlang zum Terminal - der Weg unter der Gangway gibt etwas Schutz vorm Regen. Im Terminal selbst gibt es einen Check-In-Schalter für 5-Sterne-Reisende und Color-Club-Mitglieder. Für einen Stau sorgt dort die Tatsache, dass Ausweise aller Reisenden kontrolliert werden. Da müssen doch Eincheckende immer noch schnell laufen und die anderen Ausweise holen. - Dann bin ich an der Reihe. Ich grüße mit "Frohe Weihnachten", fange mir aber einen erstaunten Blick ein. Okay, passiert mir nie wieder, ich habe jetzt gelernt, dass der Gruß "Frohe Weihnachten" am 1. Weihnachtstag zumindest in Kiel nicht mehr en vogue ist.
Ich erhalte die Bordkarte mit der Kabine 11-312 + freue mich, denn die Kabine hatte ich schon häufiger. Der Schiffsguide ist dieses Mal ein Ship's Guide, aber egal, ich kenne das Schiff ja mittlerweile.
Nach dem Check-In geht's in die Lounge. Dort dürfen dieses Mal nur Reisende der 5-Sterne-Kabinen Platz nehmen. Den Color Club Mitgliedern wird beschieden: "Wir haben keinen Platz, denn wir haben 50 fünf-Sterne-Reisende, da ist die Lounge voll." Dafür haben die Club Mitglieder aber beim Check-In einen Gutschein erhalten (für was auch immer).
Early Boarding - dieses Mal um 12:50 Uhr. Ich gehe an Bord, fahre mit dem Fahrstuhl auf Deck 11, gehe zu meiner Kabine, öffne sie - und sehe mich einer Frau mit Kind gegenüber, die schon in der Kabine sind. Seit dem 23.12. bereits, wie die Frau mir erklärt. Da die Color Line am 23.12. nur noch One-Way-Fahrten nach Deutschland angeboten hat, müssen es entweder Crew oder Angehörige der Crew gewesen sein, die bereits seit dem 23.12. in der Kabine hausen. (Hat schon mal jemand bemerkt, dass an manchen Kabinen beim Einschiffen in Deutschland das "Do not disturb" Schild hängt? Bisher dachte ich immer, dass da norwegische Passagiere ausschlafen. Nach dieser Erfahrung denke ich aber, dass es Angehörige der Crew sind, die solche Kabinen bewohnen.)
Ich muss also sehen, dass ich eine andere Kabine bekomme. Ich gehe zur Rezeption - und sehe davor einen Mann mit vier Streifen am Ärmel stehen. Weiß hinterlegt, also Passagierabteilung. Vier Streifen ist immer gut, denke ich mir, aber der Herr ist nicht dazu da, mein Problem zu lösen, und verweist mich an die Rezeption. Da muss der gute Mensch, der nun mein Anliegen zu bearbeiten hat, gefühlte 10 Minuten telefonieren, bis er eine freie Kabine für mich findet. 10-112 soll es werden. Dumm nur: Die Kabine ist an Steuerbord. Und das will ich nicht. Aber es gibt keine andere freie 5-Sterne-Kabine. Nun will ich gar nicht mehr fahren - und mein Geld zurück. Dafür muss ich an Land gehen. Also gehe ich den Weg zurück zum Terminal und da zum Check-In. Nach einer Diskussion im Hinterzimmer klare Ansage: Wenn ich nicht fahre, wird das als Storno am Abreisetag gewertet. Ob ich dann mein Geld wieder bekomme, wird im Backoffice entschieden, und die Entscheider sind erst im neuen Jahr wieder da.
Also fahre ich doch mit, denn ich habe keine Lust, das Jahr mit einem Rechtsstreit zu beginnen. Ich überlege mir außerdem: Da die Lage der Kabine nicht Bestandteil des Vertrags ist, gehe ich davon aus, dass der potenzielle Rechtsstreit sehr zäh werden könnte und ich am Ende auf die Kulanz der Reederei hoffen muss. Kulant ist die Color Line laut Internetmeldungen, wenn unberechtigte Gutschein-Einlöser fahren wollen, aber was ist im umgekehrten Fall? Betriebswirtschaftlich ist es sinnvoll, lieber Leute, die unbedingt mitwollen aber eigentlich nicht fahren sollten, fahren zu lassen als Leute, die nicht mehr wollen, so einfach aus dem Vertrag zu lassen und denen den Fahrpreis zu erstatten.
Also gehe ich wieder an Bord und bin gespannt, wen ich dieses Mal in der Kabine finde - aber diese Kabine ist leer. Dafür riecht es darin nach Imbiss (Pommes-Fett); ob da jemand die Kabine noch kurzfristig räumen musste? Denn der Geruch verfliegt im Laufe des Nachmittags und kommt nicht wieder. Weitere Mängel in der Kabine (5-Sterne-Kabine): Schimmel in einer Ecke im Bad, die Duschtür schließt nicht richtig, und in regelmäßigen Abständen kommt ein klackendes Geräusch aus dem Deckenbereich, so wie früher, als es Wählscheibentelefone gab und man nach dem Wählen am Apparat noch die Wählgeräusche im Amt hörte - nur eben alles etwas lauter, gelegentlich abgelöst von Momenten der Stille.
Zum Auslaufen gehe ich an Deck, wie immer ist der Flaggenstock am Heck mein Platz. Da es regnet, ist der Platz auch nicht gefragt. Ich schaue beim Auslaufen zu, gehe aber früh unter Deck, weil es mir einfach zu nass draußen ist. Dann zur Tapas Bar - Meat Balls haben sie nicht. Ich substituiere mit Chicken Wings, aber diese Tiere wurden eindeutig zu früh geschlachtet - mehr Knorpel als irgendwas sonst, und die Haut labberig statt kross - sowas ist absolut nicht mein Fall ... Vorher hatte ich den Weihnachtsbaum im Zugang zum a la carte Restaurant fotografiert und dann schnell meine Weihnachtsgrüße gesmst, solange ich noch im deutschen Mobilfunknetz bin ... es waren Weihnachtsgrüße "von der Color Magic" - als mir die Doppeldeutigkeit aufgefallen ist, habe ich meinen Text angepasst
Wir waren auf der Kieler Bucht, als mich eine SMS erreichte: "Wo seid Ihr denn? Ich kann Euch bei marinetraffic gar nicht sehen ..." Meine Antwort: "Wir schwimmen aber noch!" Da alles grau in grau war, war eine Ortsbestimmung schon schwierig, aber wir waren irgendwo auf der Kieler Bucht.
Zur Durchfahrt unter der Großen Belt Brücke bin ich wieder an Deck. Dabei sehe ich die hübsche Weihnachtsbeleuchtung an Deck. Die Brücke aber liegt im Dunst, und es ist unangenehm nass-kalt. Schnell gehe ich wieder unter Deck. Und dann gehe ich shoppen. Das Color Line Schiffsmodell für mein Patenkind, und für mich etwas aus dem Perfume & Cosmetic Shop ... Dieses Mal macht's viel Spaß, denn es läuft gerade die "20% auf alles" Aktion. Und dann rechnet es sich für mich schon, denn auf dem Schiff habe ich Zeit, die mir an Land oft fehlt. Außerdem entfällt die Parkplatzsuche und die Parkgebühr, da lege ich dieses Mal also nichts drauf. Zudem gibt es diese Weihnachtspacks noch, wo man z. B. für 439 NOKs ein Parfüm mit Duschgel und Body Lotion bekommt, während das Parfüm solo 429 NOKs kostet.
Die Einkäufe zurück gebracht, dann einen Termin für Wellness-Anwendungen gemacht und dann geht's in die Pizzeria - das a la carte Restaurant habe ich dieses Mal nicht besucht, ich wollte mal was anderes ausprobieren. Die Pizza sieht selbstgemacht aus, zumindest ist der Boden nicht kreisrund. Für Unterhaltung sorgt Paul, der einfach nicht bei seiner Mutter auf der Promenade bleiben will.
Ich ziehe mich nach dem Essen auf meine Kabine zurück und gebe mich meiner Lieblingsbeschäftigung hin, wenn ich in Hotels oder auf Schiffen übernachte: Exzessiv fernsehen! Die Auswahl ist beschränkt, doch da die Norweger englische Filme nur untertiteln, ist doch einiges im Angebot.
Die Nacht wird sehr unruhig für mich, denn immer, wenn ich gerade am Einschlafen bin, schrecke ich wieder hoch, weil dieses Wählscheibengeräusch wieder einsetzt. Aber irgendwann muss ich doch eingeschlafen sein, denn ich werde von einer SMS geweckt. Auf die Weihnachtsgrüße "von der Color Magic" erhalte ich Weihnachtsgrüße vom Zwergkaninchen Doch noch ist es zu früh zum Aufstehen, also drehe ich mich um, bis der Wecker klingelt. Spätes Aufstehen ist angesagt, denn ich will spät zum Frühstück. Als ich rausschaue, sehe ich nichts - keine Lichter vom Oslofjord, gar nichts.
Ich dusche und ärgere mich - denn die Dusche hält die Temperatur nicht. Die Temperaturrange reicht von eiskalt bis siedend heiß wieder hin zu eiskalt alles innerhalb von ein bis zwei Minuten - Wechseldusche ist dieses Mal also inklusive.
Gegen 9:15 Uhr bin ich im Observation Club zum Frühstück - und ich sehe immer noch nichts. Der Oslofjord liegt im dichten Nebel.
Wir legen im Schneegriesel an, der Holmenkollen ist weder zu sehen noch zu erahnen, ich bleibe auf dem Schiff und mache einige Rundgänge auf dem Deck. Schade, dass die Color Magic nicht die Möglichkeit bietet, eine komplette Runde außen auf dem Schiff zurückzulegen.
Der Schneefall nimmt zu, hört dann aber zum Ablegen auf - allerdings haben sich nun doch einige Zentimeter Schnee auf dem Deck angesammelt. Der Holmenkollen ist immer noch nicht zu sehen. Ich bin beim Auslaufen wieder draußen an Deck und sehe erste kleine Eisschollen im Wasser.
Um 15 Uhr habe ich meinen Wellness-Termin. Es ist neblig, es wird schon dunkel - da verpasse ich also nichts vom Fjord. In regelmäßigen Abstand dröhnt das Schiffshorn mit ein Mal lang (= "Achtung"). Ich merke aber auch, wie sich im Laufe der Wellness-Anwendung die Schiffsbewegungen verändern - wir nähern uns dem Skagerrak. Dort verschwindet der Nebel, aber der Wind nimmt zu. Ich hatte Vorhersagen von 1 bis 2 Meter Wellenhöhe für Skagerrak und Kattegat im Internet gesehen. An Bord hatte ich aber schon von 3-4 Metern gehört. Ich selbst kann die Wellenhöhe schlecht schätzen, doch sie reicht, um die Passagiere beim Gehen schon mal dahin zu schicken, wohin sie eigentlich nicht gehen wollen ... Also, es ist Bewegung im Schiff - und es ist herrlich, nach der Wellnessbehandlung auf dem Bett zu liegen und die Bewegungen des Schiffes zu spüren; ein ganz sanftes Schaukeln ... Gelegentlich gibt es auch einen lauten Schlag, der das Schiff erzittern lässt - Seegang eben!
Ich gehe abends noch mal einkaufen und bemerke dabei, dass auch das Kattegat noch für Bewegung im Schiff sorgen kann. Wie schon geschrieben: Viel war's nicht, aber man merkt, dass man auf See ist, und so soll's ja auch sein. - Gut gefällt mir die Beratung im Perfume & Cosmetics Shop. Ein weiterer Pluspunkt für den Einkauf an Bord.
Gespeist habe ich in der Sports & Burger Bar und später dann noch einen Snack im Oriental Café eingenommen ... Und dann wieder fernsehen! Wenn ich nicht unterwegs bin, fehlt mir einfach die Zeit dafür. Aber am 2. Weihnachtstag ist das Fernsehprogramm nach meinem Geschmack nicht besser als am 1. Weihnachtstag ... Downton Abbey im norwegischen Fernsehen (englisch mit norwegischen Untertiteln) ist abends noch das beste Angebot. Wer braucht schon Traumschiff, wenn man auf der Color Magic fährt?
Am 27.12. ist dann frühes Aufstehen und frühes Frühstück angesagt. Und erneut fällt mir auf, dass mit der Aufzugssteuerung irgendwas nicht passt. Denn so lange habe ich sonst nie auf Fahrstühle warten müssen (das war schon während der ganzen Reise so), und ich kann mir nicht vorstellen, dass jedes Mal irgendwelche Leute in den offenen Türen stehen und die Fahrstühle blockieren.
Ich will dieses Mal früh von Bord. Leider ist der Seitenausgang vorne verschlossen, also stelle ich mich innen an. Kleine Notiz am Rande: Das Namensschild beim Chief Engineer fehlt - war der etwa gar nicht mit an Bord? Oder ist sein Namensschild abhanden gekommen?
Ich bin wie gewünscht früh vom Schiff herunter - um 10:10 Uhr bin ich wieder im Auto und mache mich auf den Weg zur Arbeit.
Vor mir fährt ein Norweger ... Der erste Eindruck, den er von Kiel bekommt: Ein Teilstück zur Autobahn ist eine einzige Schlaglochpiste! Ganz ehrlich: Für eine Landeshauptstadt ist das keine gute Visitenkarte!
Die Color Magic ist schon länger im Rückspiegel verschwunden, und meine zwölfte Minicruise ist nun auch Geschichte.
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